(Kuenstler; Kommentar vom 05.07.2010)
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom
Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm
ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine
Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich
im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine
Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal
schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein
Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und
hört im Herzen auf zu sein.
Rainer
Maria Rilke, 6.11.1902, Paris