"Sagen wir mal so: Was mich antreibt, sind zunächst mal die Beobachtungen, die ich mache, ich sehe irgend etwas, was mich neugierig macht. Dem will ich dann auf den Grund gehen indem ich meine Beobachtungen zu Papier bringe. Wenn ich sage: Auf den Grund gehen, dann meine ich damit, wenn ich etwas male oder zeichne, dann löst das Gedanken und Wahrnehmungen bei mir aus, die über das Gesehene hinaus gehen und auf irgend etwas Tieferes hinweisen. Das fließt dann in das Gezeichnete mit ein. Dabei erfährt man Vieles über sich selbst und über den Schöpfer und die Welt. Vielleicht ist das so meine ganz eigene Art von Meditation.
Das können also irgendwelche Gegenstände und Teile, Strukturen oder Merkmale von diesen sein. In der Natur finde ich sehr Vieles, was mich interessiert. Das können Pflanzen, Tiere aber auch ein paar Steine oder Landschaften sein. Auch Gesichter haben immer schon meine Neugier geweckt und zur Darstellung angeregt. Es ist immer die Frage: Wer oder was bist Du?- Es ist immer häufiger besonders die "zarte" oder auch verletzbare Seite der Dinge oder Personen, die zu erkennen und darzustellen mich zunehmend interessiert. Vielleicht ein Kennzeichen des Älterwerdens? Oft sind es auch gewöhnliche Alltagsgegenstände, die ich mit dem Stift in der Hand aus der Nähe betrachte. Manchmal erscheinen solche Zeichnungen später wie Illustrationen zu Geschichten - oft mit satirischem Unterton - die vielleicht noch nicht geschrieben worden sind. Bei genauerem Hinsehen hat eben alles auch eine komische Note oder wird bei eingehender Betrachtung plötzlich eigenartig fremd.
Ob ich irgendein Anliegen oder eine Botschaft damit verbinde?
Sicher nicht vordergründiger oder tagespolitischer Art, "Silent night Chinese style", die "Totentänze" und einige Blätter aus den "Zeitgesichtern" mögen eine Ausnahme sein... Nein, es ist eher so, dass mir schon Leute nach dem Betrachten meiner Bilder gesagt haben, es sei eine Ruhe und ein Sich-Einlassen auf einen Gegenstand der Betrachtung, die sich Ihnen mitgeteilt haben. Das haben sie dann irgendwie mitnehmen können und ihre eigene Wahrnehmung ihrer Umgebung hat sich dadurch spontan verändert. Das finde ich toll und das finde ich ganz wesentlich. Das ist mir zunächst mal Botschaft genug, finde ich. Aber vielleicht ändert sich das auch eines Tages? Ich höre auch manchmal von Künstlerkollegen, dass sie selbst auch wieder Lust aufs Zeichnen bekommen, nachdem sie meine Arbeiten gesehen haben. Das gefällt mir und ich freue mich darüber, wenn mehr Leute sich wieder intensiver damit beschäftigen. Ich glaube, dass Zeichnen im Vergleich zur Malerei so ähnlich wie Kammermusik zur Sinfonie ist und für mich istdas von jeher eine sehr spannende und komprimierte Ausdrucksform, ob es nun Streichquartette von Beethoven oder Berg oder aber Stücke von John Coltrane sind. Habe ich Vorbilder? Da müßten wir weit ausholen. Sicher vor allen anderen die Meister des Barock: Rembrandt, Dürer - auch wegen ihrer reformierten Spiritualität. Aber natürlich auch querbeet andere wie Daumier, Corot bis zu unseren Tagen: ein zeichnender Bildhauer wie Hrdlicka, Horst Janssen ganz sicher und einige andere, die kaum einer kennt. Woimmer Leute auf alles Parfümierte verzichten wollen und sich der wirklichen Wirklichkeit zuwenden um sie zu durchdringen, da weckt das mein Interesse. Wenn wir über das reden, was mich antreibt, dann ist da ausserdem noch ganz einfach diese Lust am Bildnerischen, am Zeichnen und Malen, seit ich denken kann. Seit ich vier oder fünf Jahre alt war, stand das ganz einfach fest: Zeichnen und Malen ist das, was du machen willst. Und so ist es dann ja auch gekommen." -
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