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Zu meiner Arbeit        
(Auszug aus: S.Bobsien - Interviews und Künstlergespräche 2009)        




"Sagen wir mal so:
Was mich antreibt, sind zunächst mal die Beobachtungen, die ich mache, ich sehe irgend etwas, was mich neugierig macht. Dem will ich dann auf den Grund
gehen indem ich meine Beobachtungen zu Papier bringe.
Wenn ich sage: Auf den Grund gehen, dann meine ich damit, wenn ich
etwas male oder zeichne, dann löst das Gedanken und Wahrnehmungen bei
mir aus, die über das Gesehene hinaus gehen und auf irgend etwas
Tieferes hinweisen. Das fließt dann in das Gezeichnete mit ein. Dabei
erfährt man Vieles über sich selbst und über den Schöpfer und die Welt.
Vielleicht ist das so meine ganz eigene Art von Meditation.

Das können also irgendwelche Gegenstände und
Teile, Strukturen oder Merkmale von diesen sein. In der Natur finde ich
sehr Vieles, was mich interessiert. Das können Pflanzen, Tiere aber auch
ein paar Steine oder Landschaften sein.
Auch Gesichter haben immer schon meine Neugier geweckt und zur Darstellung angeregt. Es ist immer die Frage: Wer oder was bist Du?

Es ist immer häufiger besonders die "zarte" oder auch verletzbare Seite
der Dinge oder Personen, die zu erkennen und darzustellen mich
zunehmend interessiert. Vielleicht ein Kennzeichen des Älterwerdens?
Oft sind es auch gewöhnliche Alltagsgegenstände, die ich mit dem Stift in
der Hand aus der Nähe betrachte. Manchmal erscheinen solche Zeichnungen
später wie Illustrationen zu Geschichten -  oft mit satirischem Unterton
- die vielleicht noch nicht geschrieben worden sind.
Bei genauerem Hinsehen hat eben alles auch eine komische Note oder wird bei
eingehender Betrachtung plötzlich eigenartig fremd.

Ob ich irgendein Anliegen oder eine Botschaft damit verbinde?                                                                                                              

Sicher nicht vordergründiger oder tagespolitischer Art, "Silent
night Chinese style", die "Totentänze"  und einige Blätter aus
den "Zeitgesichtern" mögen eine Ausnahme sein... Nein, es ist eher so,
dass mir schon Leute nach dem Betrachten meiner Bilder gesagt haben, es
sei eine Ruhe und ein Sich-Einlassen auf einen Gegenstand der
Betrachtung, die sich Ihnen mitgeteilt haben. Das haben sie dann
irgendwie mitnehmen können und ihre eigene Wahrnehmung ihrer Umgebung
hat sich dadurch spontan verändert. Das finde ich toll und das finde ich
ganz wesentlich. Das ist mir zunächst mal Botschaft genug, finde ich.
Aber vielleicht ändert sich das auch eines Tages? 

Ich höre auch manchmal von Künstlerkollegen, dass sie selbst auch wieder Lust aufs Zeichnen bekommen, nachdem sie meine Arbeiten gesehen haben. Das gefällt mir
und ich freue mich darüber, wenn mehr Leute sich wieder intensiver
damit beschäftigen.
Ich glaube, dass Zeichnen im Vergleich zur Malerei so ähnlich wie Kammermusik zur Sinfonie ist und für mich istdas von jeher eine sehr spannende und komprimierte Ausdrucksform, ob es nun Streichquartette von Beethoven oder Berg oder aber Stücke von John Coltrane sind.

Habe ich Vorbilder? Da müßten wir weit ausholen. Sicher vor allen anderen die Meister des Barock: Rembrandt, Dürer - auch wegen ihrer reformierten Spiritualität. Aber natürlich auch querbeet andere wie Daumier, Corot bis zu unseren Tagen: ein zeichnender Bildhauer wie Hrdlicka, Horst Janssen ganz sicher und einige andere,
die kaum einer kennt.
Woimmer Leute auf alles Parfümierte verzichten wollen und sich der wirklichen Wirklichkeit zuwenden um sie zu durchdringen, da weckt das mein Interesse.

Wenn wir über das reden, was mich antreibt, dann ist da ausserdem noch ganz einfach
diese Lust am Bildnerischen, am Zeichnen und Malen, seit ich denken kann. Seit ich vier oder fünf Jahre alt war, stand das ganz einfach fest: Zeichnen und Malen ist das, was du machen willst. Und so ist es dann ja auch gekommen." -