Auch wenn er immer wieder in seine Heimatstadt und an seine Staffelei zurückkehrt, der Maler Winfried Lührs ist vor allem ein Reisender. Zu Fuß und durch die Lüfte, per Bahn und in der Phantasie.
Nicht alle Ziele waren so extrem wie der Ausflug zu Camille Richard in Madagaskar, von wo er das Krokodil als ständigen Besucher auf seinen Leinwänden einführte, nicht alle Orte so glamourös wie Los Angeles, wo er sich mit John Baldessari befreundete, doch schon früh wusste er, dass die Kunststadt Düsseldorf allein sein Glück nicht machen würde.
Immer wieder zieht es ihn nach Paris.
Im Café Aux Deux Magots begegnet er Sartre und Simone de Beauvoir. Es ist schwer zu sagen, ob er mit ihnen sprach, sie nur von fern beobachtete oder gar nur in der Vorstellung mit ihnen am selben Tisch saß. Auf seinen Bildern erscheinen sie so lebendig, als seien seine nächsten Freunde.
Eher belegbar ist, dass er mit Robert Filiou, Emmet Williams, Ben Vautier und den Nouveaux Réalistes Happenings am Boulevard Raspail veranstaltete, dass er in der Fondation Boris Vian ausstellte und dass das Buch ?L?écume des jours? des surrealistischen Schriftstellers ihn zu einem phantastischen Film inspirierte, den er 1993 zusammen mit Robert F. Conzen realisieren konnte. Die beiden Düsseldorfer malten und filmten zweihundertfünfzig szenische Bilder, die Musik komponierte der bekannte Jazzmusiker Manfred Schoof, und die legendäre Kabarettistin Lore Lorentz vom Düsseldorfer ?Kommödchen? lieh ihm ihre Stimme. Die Fernsehkanäle ZDF, arte und 3Sat strahlten das Gesamtkunstwerk der Freunde aus.
Und Freunde, von denen er unzählige hat, bevölkern auch seine anderen, teilweise riesigen Tableaux. Ob in Gruppen im luftigen Café ohne Dach, ob einzeln als Porträt oder als Mitspieler auf einer Bühne, die nur in der Imagination des Malers existiert.
Winfried Lührs ist ein Figurenmaler, ein fröhlicher Kolorist und ein surrealer Phantast, dessen Erfindungsgabe keine Grenzen zu kennen scheint. Mit viel Humor, der sich auch in seinen Sprachschöpfungen niederschlägt, lässt er Menschen, Tiere und Dinge auf seinen Bildern Tauschhändel und Metamorphosen eingehen.
Ob er eine Serie zum Thema ?Krokodilidylle? malt oder eine ?Cornichonplantage? auf Böcklins Toteninsel anlegt, ob ein Hirschgeweih auf seinem Blauen Sofa Platz nimmt oder sich anamorphotisch versteckt ? es ist immer primär ein Vergnügen, den Wegen seiner Imagination durch sein ?Musenchaos? zu folgen.