Jürgen Friede
Daß Formen auch ohne abbildende Funktion eine Aussage haben, ist eine Erkenntnis, die so alt wie die Kulturgeschichte ist. Werke der Bildhauerei, vom keltischen Oghamstein über mittelalterliche Herrschaftsinsignien bis hin zur Plastik unseres Jahrhunderts, zeigen die magische Mitteilungskraft, die unerklärliche aber faszinierende Sprache der reinen Formen.
Hier liegt wohl der Ausgangspunkt für die plastischen Arbeiten von Jürgen Friede.
Die Assoziationen sind vielfältig: verschlossene Schiffs- oder Flugzeugrümpfe. Bojen, merkwürdig geformte Ambosse, riesige Weberschiffchen und Splinte, hydraulische Schwimmer oder Batterien.
Den Arbeiten aus Stein oder Kupferblech könnte eine langvergessene Funktion eigen gewesen sein oder eine zukünftige. Fein durchdacht, auf eine phantasievolle Weise geometrisch, lassen sie den Betrachter mit der Zuordnung allein. Das Rätsel bleibt ungelöst und das soll es auch.
Eine andere Eigenart, die immer wieder in den Arbeiten auftaucht, ist die Doppelform. Teils sind es zwei ähnliche Formstücke, die nur bei genauem Hinsehen ihre Unterschiedlichkeit zeigen, teils sind es auch völlig identische Formen, die durch Lage oder Position zueinander Bezüge und Raumformen entstehen lassen. Sind die Formen spiegelbildlich aufeinander bezogen, imaginieren sie eine Achse, einen Mittelpunkt, sind sie parallel nebeneinander geordnet, assoziiert der Betrachter der Serie, eine Möglichkeit der weiteren Vervielfältigung und Reihung.
-Wilhelm Beuermann-
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