Giacomo
Santiago Rogado
Center of mass
Am 24. April 2015 ab 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer
bis 27. Juni 2015
Formen, die durch die Perfektion ihrer Verläufe oder weich fliessende Farbgebilde auffallen mal mit verwischt unscharfen, mal hart abgegrenzten Kanten , kennzeichnen viele der Bilder von Giacomo Santiago Rogado. Es sind bewegt wirkende Farbflächen als eingefrorener Zustand eines "Entwicklungsprozesses". Rogado schafft die Umstände, unter denen solche Verläufe entstehen, in einem Wasserbecken, in das er die Leinwand legt nd nach alter klassischer Färbetechnik Salz und Färbemittel einstreut. Rogados Bilder sind weder reiner Zufall noch reine Komposition. Sie entstehen in einem langsamen autopoietischen Prozess, bei dem der Künstler nur den Ausgangspunkt festsetzt. Es sind Spuren eines praktischen Umgangs mit Farbmaterial. Und sie provozieren durch ihre Unbedarftheit.
In seinen jüngsten Arbeiten setzt Rogado diesen freien Formen speerähnliche, klar
abgegrenzte, harte Flächen entgegen. Mit mehreren Ebenen operierend lässt er
eine eigenwillige Form der Räumlichkeit entstehen. Oft erscheinen diese hart
abgegrenzten, oft auch rechteckigen Formen wie ein abstraktes Repoussoir, als
eine vorderste Ebene, hinter der alles andere zurücktritt. Bei näherem Hinsehen
zeigen sich malerische Strukturen. Diese sind durch Abtragen entstanden. Radial
vom Zentrum ausgehend zieht der Künstler mit dem Pinsel die flächig
aufgetragene Farbe ab, so dass sich Kanneluren bilden die allein durch das
Spiel von Licht und Schatten einen Strahlenkranz sichtbar werden lassen wie
etwa in "Shine".
Mit seinen subtilen Eingriffen verführt Rogado wie ein Zauberer mit seiner
Geschicklichkeit, gerade weil seine Handschrift nie sichtbar wird: Malerei als
perfekte Projektionsfläche für den an moderner Alchemie interessierten
Betrachter, der sich nicht mit Fraktalen oder der Erklärung der Welt durch
Computersimulationen begnügt, sondern die Quintessenz oder Transmutation sucht?
Die direkte Verwandlung von Farbe in Malerei ist das erklärte Ziel.
Giacomo Santiago Rogado wurde 1979 in Luzern geboren, studierte Bildende Kunst
an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern und lebt und arbeitet in
Berlin. Im Jahre 2007 erhielt er den Eidgenössischen Preis für Kunst, 2009 den
Manor Kunstpreis der Zentralschweiz und 2013 wurde er mit dem Anerkennungspreis
der Stadt Luzern ausgezeichnet. Zuletzt waren Rogados Arbeiten in einer
vielbeachteten Einzelausstellung im Helmhaus Zürich zu sehen.